Die Stadt Blieskastel hat gerade noch einmal die Kurve gekriegt: Aus dem Verbindungsweg zwischen Brenschelbach und Ormersviller ist jetzt eine „Sonstige Gemeindestraße“ geworden – und darf bald (wieder) von Autos befahren werdenPhoto J.A.S.
Die Schilder am 11. August 2017
Eine Posse hat sich in den vergangenen Wochen im deutsch-französischen Grenzgebiet zwischen Blieskastel und Ormersviller abgespielt. Die Blieskasteler Stadtverwaltung hatte den Verbindungsweg zwischen dem deutschen und dem französischen Ort kurzfristig für den Autoverkehr gesperrt. Begründung: Durch die Neubeschilderung habe man klargestellt, dass der Weg nicht mit Autos befahren werden darf, sondern nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist. Auch in der Vergangenheit, also seit mehr als 30 Jahren, hätte der Weg nicht von Pkw benutzt werden dürfen. Obwohl diese Verbindung von vielen Anliegern als Abkürzung für den kleinen Grenzverkehr genutzt wurde, handele es sich hier nicht um eine öffentliche Straße, sondern um einen ganz normalen Feldwirtschaftsweg, der auch nur entsprechend ausgebaut sei, hieß es damals aus dem Rathaus. Pikanterweise trat die Regelung in Kraft, als auf Ormersviller Seite eine etwa 60 Meter lange Trasse des gleichen Weges neu gebaut und fertig gestellt worden war. Die Sperrung des Weges für Pkw hatte zu heftigen Protesten, insbesondere auf französischer Seite geführt. Maire Marcel Vogel aus Ormersviller hatte gegiftet: „Jetzt, da wir alles neu gemacht haben, wird die Straße dichtgemacht.“ Unverständlich für ihn war auch, dass die Regelung ohne jegliche Ankündigung vorgenommen worden sei. Im Blieskasteler Rathaus hat man mittlerweile eingeräumt, dass man vergessen habe, die französischen Nachbarn über die Sperrung des Verbindungsweges zwischen Brenschelbach und Ormerviller zu informieren. Das ist das eigentliche Ärgernis. Einer Verwaltung steht es gut an, eine Fehlentscheidung zu korrigieren – gemäß dem demokratischen Motto „Versuch und Irrtum“. Doch die Freunde, mit denen man seit Jahrzehnten ein gutes Verhältnis pflegt und gemeinsam feiert, nicht über seine Beschlüsse zu informieren, ist schon ein dicker Hund. Schließlich lebt der europäische Gedanke nicht nur durch große Projekte und Ziele, die oft in Sonntagsreden beschworen werden, sondern durch viele kleine Projekte in unmittelbarer Grenznähe. Die Stadt Blieskastel hat gerade noch einmal die Kurve gekriegt, denn aus einem Verbindungsweg ist jetzt urplötzlich eine „Sonstige Gemeindestraße“ geworden, auf der auch (wieder) Pkw fahren dürfen. Und Wege und Straßen sollen die Menschen ja verbinden – und nicht trennen.
Saarbrücker Zeitung den 11. August 2017